Ein Friedrichshainer Netzwerk-Projekt zur Stärkung der Nachbarschaften zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof.
Räume…
Der Innenstadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht weiterhin unter starkem Verdrängungsdruck. Gleichzeitig entwickelt sich an der Grenze seiner beiden Stadtteile im Schatten von Mediaspree unter den Stichwörtern Industrie 2.0 und Entertainment District ein Stadtraum, in dem sich wenig nachbarschaftliches Leben zeigt. Etwa in der Mitte liegt der Planungsraum (PLR) Wriezener Bahnhof. Hier überwiegt eine Nutzung aus Handel, Dienstleistung, Gewerbe und Industrie. Der gewerbliche Nutzungsschwerpunkt expandiert entlang der Bahngleise zwischen den Bahnhöfen Ostkreuz und Ostbahnhof besonders in die Friedrichshainer Kieze.
Einige der dort anstehenden Planungsprozesse bieten die Möglichkeit für eine kooperative Stadtraumentwicklung nach gemeinwohlorientierten Maßgaben: der Stralauer Platz, das alte BSR-Gelände, das RAW-Gelände zum Beispiel. In anderen Gebieten lässt sich der drohende Verlust gewachsener sozio-kultureller Infrastruktur mit den begrenzten Instrumenten der Stadtplanung allein nicht auffangen. Dort verstärkt die Erschließung noch vorhandener Flächenpotentiale den Verdrängungsdruck auch auf die umliegenden Nachbarschaften.
Beispiele dafür sind der geplante Einzug des Webtech-Giganten Amazon mit mehr als 3.000 Tech-Arbeiter*innen in den Edgetower an der Warschauer Brücke oder die Pandion-Planung im Laskerkiez. Damit steigt auch die Notwendigkeit, neue Einrichtungen der sozio-kulturellen Infrastruktur zu schaffen. Das betrifft von den angrenzenden Nachbarschaften in den Friedrichshainer Planungsräumen insbesondere den Stralauer Kiez, Revaler Straße, Andreasviertel und im weiteren Sinne die PLR Weberwiese sowie auf Kreuzberger Seite
Köpenicker Straße und Wrangelkiez.
Nachbarschaften…
Die stadträumlichen Veränderungsprozesse werden häufig von der Initiativarbeit aktiver Anwohner*innen begleitet, die sich für eine sozial- und umweltverträgliche Entwicklung ihrer Kieze engagieren, z. B. Initiative „Wem gehört der Laskerkiez“ und „Ostkreuz für Alle“ rund ums Ostkreuz, Initiative RAW.Kulturensemble und „Berlin vs. Amazon“ rund um die Warschauer Brücke, das Aktionsbündnis „Lebenswertes Wohnen in Friedrichshain West“ oder die Initiative „Weberwiese – Das Milieu sind wir“.
Im Zuge der pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens hatten allerdings viele Initiativen Schwierigkeiten, ihr bürgerschaftliches Engagement aufrechtzuerhalten. Auch die kiezübergreifende Vernetzung, die sich vor der Pandemie angebahnt hatte, konnte nicht stabilisiert werden. Gleichzeitig gibt es derzeit von Akteur*innen der Gemeinwesenarbeit in den umliegenden Nachbarschaften (Nachbarschafts- und Stadtteilzentren, Kulturvereinen u. ä.) einen starken Vernetzungswunsch.
Ringvernetzung Spreeraum…
…ist der etwas schwerfällige Arbeitstitel für ein Netzwerkprojekt, mit dem eine (mobile) Schnittstelle geschaffen wird, die bestehende Kiez-Netzwerke im und um den Planungsraum Wriezener Bahnhof stärkt und miteinander verbindet. Mit dem gemeinsamen Raumbezug einher geht die Betroffenheit bzw. Bearbeitung gleicher Schwerpunktthemen: Mietenpolitik, sozio-kulturelle Infrastruktur, Mobilitätswende, öffentliche Räume, Smart City u.ä. Das Netzwerk fördert den Info- und Erfahrungsaustausch und das Teilen von Ressourcen. Damit wird einerseits die anlass- und themenbezogenene Zusammenarbeit der ehrenamtlichen Gruppen vereinfacht. Andererseits wird die Sichtbarkeit einzelner Prozesse und der dort aktiven Initiativen erhöht. Der Netzwerkausbau durch niedrigschwellige Kennenlern-Events und aufsuchende Netzwerkarbeit ist eine ständige Aufgabe der Ringvernetzung. Teil der langfristigen Netzwerkarbeit ist die Initiierung von gemeinsamen Aktionen zum Erkunden und Erschließen gemeinschaftlicher Räume in dem überwiegend von gewerblicher Nutzung geprägten PLR Wriezener Bahnhof und seiner direkten Umgebung. Stadtraum wird an verschiedenen Orten von verschiedenen Nachbarschaften sichtbar und nutzbar gemacht. Die kontinuierliche Beteiligung der Zivilgesellschaft an zum Teil langjährigen stadträumlichen Veränderungsprozessen in und um den Planungsraum Wriezener Bahhnof wird unterstützt.
Dafür hat das Stadtteilbüro Friedrichshain in Zusammenarbeit mit Initiativenvertreter*innen ein Projektkonzept für die Förderung mit FEIN-Mitteln des Landes Berlins erstellt. FEIN steht für Förderung ehrenamtlichen Engagements in Nachbarschaften. FEIN-Pilotprojekte werden über eine Laufzeit von maximal 3 Jahren gefördert. Mit einiger Verzögerung haben wir Anfang November die Bewilligung für das Jahr 2022 erhalten und werden euch vorläufig auf dieser Website über Aktivitäten und Aktionen aus dem Netzwerprozess informieren.
gefördert mit FEIN-Mitteln des Landes Berlin zum Aufbau integrativer Stadtteilnetzwerke